"Das könnten wir ja noch brauchen" war ein Stehsatz meines Großvaters. Der Keller war zum Bersten voll und im Gartenhaus stapelten sich Werkzeug, Schrauben, Bretter und alles, was sich in einer Lebenszeit so ansammelte. Und ständig bewahrheitete sich auch seine Philosophie. Bei Reparaturen und Neubauten, Geburtstagsgeschenken und Möbeln wurde auf das Arsenal zurückgegriffen, Altes wieder zum Leben erweckt, die Funktion geht ja nicht verloren.
Heute mieten wir uns oft das nächste "Storage" um unseren Konsummüll zu stapeln, statt ihn anderen zu überlassen, die ihn vielleicht verwenden könnten. Es treibt uns das Ego. Eigentum und Selbstbewusstsein korrelieren direkt miteinander. Glücklich ist, wer besitzt. (Auch, wenn man oft nicht mal mehr weiß, was man alles besitzt.)
Für Unternehmen ist es nicht der Besitz, der in die Linearität lockt (das würde wohl die Bilanzen sprengen), sondern der Aufwand. Zukauf ist einfacher und kostengünstiger als Wiederbeschaffung. Aber ist das wirklich so? Wäre es nicht viel einfacher Bauteile nicht mühsam neu zu produzieren als sie fertig wieder einsetzen zu können? Würde man sich da nicht Lieferkettenprobleme, Produktionsprobleme, Qualitätsprobleme sparen?
Während im B2C Markt die Wiederverwendung an vielen Stellen schon umgesetzt ist (Pfandsysteme, Mehrfachbehälter, ...) ist es im B2B außer in der Logistik und Verpackung, noch weitgehend unbekannt Materialien und Bauteile mehrfach zu verwenden.
Die Wiederverwendung bestehenden Materials, Bauteile oder Produkte hat aber die höchste Effizienz in der gesamten Materialwirtschaft, da es nur einer verlängerten Lebensdauer entspricht. Dazu kommt auch, dass es die kürzeste Rentabilität von Investitionen hat, wenn Bauteile sofort wieder eingesetzt werden.
Reparatur ist die Königsklasse meint auch Sepp Eisenriegler, ein Partner beim Klimaverbund, der mit dem Reparaturnetzwerk RUSZ als Pionier schon vor Jahren das Werkzeug auspackte.
Dabei ist es bei der Wiederverwendung nicht mal wesentlich ob das Teil für denselben Zweck oder einen anderen Zweck wiederverwendet wird. Auch der Großvater hat schon Zaunlatten für den Möbelbau verwendet. Cross-industry ReUse ist die Königsklasse innerhalb der Wiederverwerter. Dazu wird es wohl Entwicklungen, wie den digitalen Produktpass brauchen, wo die Produkte selbst schon während der Lebenszeit ihre Wiedereinsatzmöglichkeiten suchen. Industrie 4.0 zu Ende gedacht!
Lassen wir die vielen Gedanken kurz beiseite, die uns als Unternehmern reflexartig sagen, warum ReUse nicht gehen sollte, wie Zulassungen, Materialqualitäten, Garantien usw... und überlegen wir, wie es gehen könnte. Stratechi hat dazu einen Gedankenzyklus entwickelt, der im Zentrum die Modularisierung hat.
Tipp an KMU: Zerlegen Sie ihr Produkt in Bauteile, die einfach wiederverwendet werden könnten oder auch für einen anderen Gebrauch denkbar sind. Dabei müssen Sie von hinten nach vorne denken, da dieser Blickwinkel nicht den Baugruppen der Produktion entsprechen muss. Auch hier steht also das Produktdesign im Zentrum erfolgreicher Kreislaufwirtschaft.
Und zum Schluss noch ein Gedanke, der einen Unternehmer:in doch packen sollte: Wenn also meine Produkte nur die Bauteile von morgen sind, wie komme ich dann zu diesen Bauteilen, wenn der Kunde sie nicht mehr benötigt? Hier und bei vielen anderen Fragen hilft der Klimaverbund gerne auch mit unserem Netzwerk und Beispielen im Workshop Kreislaufwirtschaft für KMU.