Kreis.Lauf

Kreislaufwirtschaft ist eine völlig neue Perspektive auf betriebliche Aktivitäten. Erst wenn wir uns gedanklich von der Prämisse Kosteneinsparung trennen, wenn es um neue Materialien, neue Beschaffung oder neues Design geht, dann gelingt es uns auch andere Parameter zum Material zu sehen. Mit dieser Brille stehen auch nicht Verfügbarkeit, Verarbeitbarkeit oder Kundenwunsch im Mittelpunkt der Materialwirtschaft sondern die Wiederverwendbarkeit von Rohstoffen, Materialien oder Halbfertigprodukten. 

Rohstoffe sind Wertstoffe. Die wichtigsten überhaupt. Wir müssen verstehen: Es wird nicht so weitergehen, wie bisher. Nehmen - produzieren - verwenden - wegwerfen. Und was ist mit Recycling? 

Auch wenn Kreislaufwirtschaft derzeit in den Köpfen vieler mit Recycling gleichgesetzt wird, so ist das die schlechteste Form materialeffizient zu arbeiten. Produkte mit hohem Aufwand wieder zu Rohstoffen zu machen und danach wieder zu Produkten ist nicht nur äußerst energieintensiv, sondern auch nur in wenigen Fällen technisch möglich. Zumeist bedeutet das Schreddern, Zermahlen, Zerkleinern auch eine Einbuße in der Qualität des Sekundärrohstoffes. Daher bedeutet Recycling in vielen Fällen eigentlich downcycling, also eine Verschlechterung der Qualität und der Wertschöpfung. 

Darüber hinaus sind Recyclingzyklen auch nur beschränkt machbar, bevor ein Material tatsächlich zum Abfall wird. Daher beinhaltet jede Kreislaufwirtschaft auch immer einen Abfallstrom. 

Min-Max-Min

Kreislaufwirtschaft hat 3 Ziele: 

  • Minimale Verwendung neuer Rohstoffe, 
  • Maximale Verwendungsdauer hergestellter Produkte und verarbeiteter Materialien
  • Minimale Abfallmengen, die keiner anderen Verwendung zugeführt werden können.

Das ist der Min - Max - Min Zyklus der Kreislaufwirtschaft. 

12 R´s

Um das zu erreichen ist es mit Recycling nicht getan. Da waren zunächst die beiden anderen R´s - Reduce und Reuse, mit denen die Materialwirtschaft Ressourcen sparen wollte. Mittlerweile hat die Beraterindustrie daraus 12 R gemacht, die verschiedene Blickwinkel in das Materialthema bringen und daher auch für KMU interessant sind. 

12 R

Legen wir mal den Fokus auf ReUse, wie können Sie Bauteile oder ganze Produkte weiterverwenden nachdem der Kunde diese nicht mehr braucht? Oder noch weiter gedacht: muss das Eigentum eigentlich immer zum Kunden oder kann ich die fertigen Produkte nicht als Rohstoff sehen und nach Gebrauch wieder zurücknehmen, aufbereiten (Refurbish) und - vielleicht anders (Repurpose) - nochmals einsetzen (und auch Kosten für neue Bauteile sparen)?

Im Zentrum der Kreislaufwirtschaft steht das Produktdesign

Darüber hinaus steht im Zentrum der modernen Materialwirtschaft das Design bzw. die Produktentwicklung. Mit der richtigen Mischung aus Funktionalität und Wiederverwendbarkeit als Basis neuer Entwicklungen können viele Abfälle und Rohstoffeinkäufe vermieden werden, die jetzt den Planeten an die Grenze bringen. Die ÖkoDesign Verordnung der EU gibt dazu die rechtliche Grundlage und wird Eingeübtes von Erlaubtem in Europa stärker trennen und so eine Vielzahl neuer Entwicklungen starten, wie etwa den digitalen Produktpass

Für KMU ergeben sich so viele Chancen mit innovativen Produktdesigns auch die Kreislauffähigkeit von Produkten schneller zu erhöhen als etablierte, große Unternehmen. Auch wenn es noch etwas dauern wird, bis die Wiederverwendbarkeit oder Reparaturfähigkeit von Produkten auch einen breiten Marktwert bekommen, so gibt es schon erste Entwicklungen in diese Richtung, wie den Reparatur-Index in Frankreich oder die vielen Repair Initiativen in Österreich.

Gutes Wachstum - Böses Wachstum