Kleine Schritte, große Wirkung: Klimafreundliches Verhalten
von Boris König, BOSOO GmbH


Um der Erderhitzung entgegenzuwirken ist dringend ein gesellschaftlicher Wandel notwendig: Im Jahr 2021 waren in Österreich Autos für 15,16% der Gesamtemissionen von 77,53 Millionen Tonnen CO2 Äquivalent verantwortlich, während der der Bereich “Wohnen” 9,72% und die öffentliche Elektrizität und die Wärmeerzeugung 6,1% beisteuerten (Quelle: https://klimadashboard.at/).

Laut einer Studie von Luis Costa et al machen Verhaltensänderungen 20% der gesamten erforderlichen Reduktion der Treibhausgasemissionen aus, die es bis 2050 für Netto-Null Emissionen in der EU bräuchte.

 Doch wieso sind klimafreundliche Verhaltensänderungen so schwierig zu etablieren?

 1.      Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen: Durch die Erfindung des CO2-Fußabdrucks durch BP wurde lange versucht, die Bewältigung der Klimakrise zu individualisieren und die Verantwortung auf Konsumentinnen und Konsumenten abzuwälzen. Doch die Klimakrise ist kein persönliches Problem, sondern ein strukturelles - Politik und Wirtschaft sind gefordert, die geeigneten Rahmenbedingungen zu schaffen (z.B. durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der erneuerbaren Energien), damit sich klimafreundliches Verhalten auch auszahlt.

2.      Gewohnheiten und Trägheit: Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und es ist oft schwierig, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern. Klimafreundliches Verhalten erfordert Anpassungen im Alltag, sei es beim Konsum, bei der Mobilität oder im Energieverbrauch.

3.      Mangelnde Information und Bildung: Ein weiterer Faktor ist der Mangel an Informationen und Bildung über die Auswirkungen der Erderhitzung und die Maßnahmen, die ergriffen werden können, um sie einzudämmen. Viele Menschen sind sich nicht der konkreten Schritte bewusst, die sie unternehmen können, um ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Eine verbesserte Aufklärung und mehr Bildung sind eine Voraussetzung, um das Bewusstsein und die Bereitschaft für klimafreundliches Verhalten zu fördern. Allerdings sind Information und Wissen allein nicht ausreichend, um ins Handeln zu kommen. Wir tendieren außerdem dazu, Informationen, die nicht in unser Weltbild passen, abzulehnen oder umzudeuten.

4.      Soziale Normen und gesellschaftlicher Druck: Wenn klimafreundliches Verhalten nicht ausreichend unterstützt und gesellschaftlich anerkannt wird und als Bedrohung für unserer Lebensstil angesehen wird, hemmt das eine breite Akzeptanz. Hier spielen auch gesellschaftlicher Status und persönliche Werte eine große Rolle.

 Hier ein paar wichtige Punkte, die Sie beachten sollten:

 ·         Optionen erkunden: Welchen Impakt haben Ihre geplanten Verhaltensänderungen? Was fällt Ihnen besonders leicht zu ändern? Dazu gibt es kein Standardrezept, denn klimafreundliche Verhaltensänderungen sind wesentlich vom persönlichen Lebenskontext abhängig, z.B. ob Sie in der Stadt oder auf dem Land wohnen. Oder von ihrer finanziellen Situation. Ausgenommen sind Mülltrennen und Lichtausschalten. Das können alle leicht machen. Diese kleinen Alltagsgewohnheiten sind wichtig, aber hier lauern auch Selbsttäuschung und Gewissensberuhigung. Denn der Impakt dieser Handlungen auf das Klima ist nicht besonders groß, verglichen z.B. mit den Emissionen, die man sparen kann, wenn man auf eine Flugreise verzichtet. Eine sehr gute Darstellung der Wirksamkeit und der Schwierigkeit klimafreundlicher Alltagshandlungen finden Sie übrigens auf der Website des Klimapsychologen Thomas Brudermann: https://www.klimapsychologie.com/wp/?page_id=210.

·         Vorbildwirkung: Indem Sie selbst klimafreundliches Verhalten praktizieren, motivieren Sie andere dazu, es ebenfalls auszuprobieren.

·         In der Gruppe geht es leichter: Eine kollektive Anstrengung ist oft effektiver. Daher ist es hilfreich, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und gemeinsam Maßnahmen umzusetzen. In einer Gruppe fällt es leichter, neue Gewohnheiten anzunehmen und sich gegenseitig zu unterstützen.

·         Nicht zuletzt hat klimafreundliches Verhalten auch einen positiven Effekt auf unsere eigene Gesundheit. Indem wir beispielsweise öfters mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen. Indem wir auf Fleisch verzichten.

 Wie können Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen, sich klimafreundlicher zu verhalten? Indem Sie Bewusstsein schaffen, sie für den Klimaschutz sensibilisieren und gemeinsam mit ihnen Ideen entwickeln. Und Sie können auch die Rahmenbedingungen schaffen, die klimafreundliches Verhalten Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erst ermöglichen. Zum Beispiel durch ein betriebliches Mobilitätsmanagement oder eine nachhaltige Beschaffung.

Und indem Sie selbst durch ihr eigenes Verhalten als Vorbild dienen.


"Was kümmert mich das Verhalten meiner Mitarbeiter ....?"
von Manfred Kofranek, Juli 2023