Freikaufen durch Klimazertifikate?
Ein Beitrag von Prof. Dr. Günter Koch


Eine CO2-Bilanz lässt sich grün färben, wenn man das Geld hat, sich entsprechende Zertifikate auf globalen Handelsmärkten zu erwerben. Nur so lässt sich erklären, dass auch in unserer heimischen Werbung größte Umweltsünder, im Unterscheid zu KMUs meist Großunternehmen, sich als “grüne” Unternehmen verkaufen.

Seitens der Ökonomen wird der (globale) Handel mit CO2-Gutschriften als marktbasierte Methode als ideales Instrument zur Bekämpfung des Treibhausgasausstoßes gepriesen, dabei aber übersehen, dass auf dessen Märkten nicht nur ehrliche Makler, sondern, viel mehr als vermutet, Kriminelle ihr Geschäft machen, die leichtgläubigen Erwerbern den Eindruck vermitteln, dass man sich für wenig Geld von Umweltauflagen freikaufen kann. Simon Lewis, Prof. für Global Change Science an der kalifornischen Universität UCL hält die CO2-Handeslmärkte für den neuesten „Wilden Westen“. Vor Betrügern wird also gewarnt.

Deren Methoden, in aller Kürze, sind:

-          Gefälschte oder ungültige Zertifikate, nicht zuletzt auch zum Zweck der Geldwäsche,

-          Falsche Bemessung und entsprechende Buchführung von CO2-Reduktionseffekten, so z.B. durch Doppelzählungen von Kompensationseffekten, so geschehen für Waldaufforstungsprojekten (z.B. Rimba Raya in Indonesien) oder Großbauvorhaben wie Staudammbauten in Drittländern,

-          Ausnutzung fehlender (staatlicher) Überwachungen und Verifizierungen vor allem in Ländern mit geringer Vertrauenswürdigkeit bzw. mangelhafter, oft korrupter Verwaltung,

-          Marktmanipulation durch einflussreiche Markteilnehmer, die durch Herausgabe von Zertifikaten an Preisschrauben zu drehen in der Lage sind.  

Solange diese Probleme nicht auf globaler Ebene gelöst sind – selbst die UNO musste eingestehen, dass von ihr empfohlene Zertifikate nichts wert sind – können KMUs heute nur folgende Empfehlungen gegeben werden:

1.       Erstellung einer hauseigenen CO2-Bilanz nach einer der Methoden, wie sie auch der Klimaverbund empfiehlt.

2.       „CO2-Ausgleichgeschäfte“ nur mit seriösen Unternehmen machen, oder selbst am besten gleich ein eigenes solches Label erwerben.

3.       Teilnahme am Zertifikatehandel ausschließlich über öffentliche, kontrollierte Plattformen wie der europäischen ETS-Handelsplattform. (In Österreich wird diese im gesetzlichen Auftrag durch die „Umweltbundesamt Gesellschaft mit beschränkter Haftung (UBA-GmbH)“ verwaltet).

(Günter Koch am 18.05.2023)


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